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BRUMATH - KRAUTWILLER
Wir sind alle kinder Gottes
Das ist eine Revolution. Mann und Frau gleich. Sklave und Freier stehen auf einer Stufe. Juden und Griechen werden in einem Atemzug genannt. Eine Ungeheuerlichkeit angesichts der herrschenden Machtverhältnisse. Der Galaterbrief beschreibt eine grenzüberschreitende, solidarische Glaubenspraxis. Trotz weltweiter Herrschafts- und Gewaltordnungen, die gerade auf den Unterschieden und den Über- oder Unterordnungen bauen, lassen wir Christen uns das Vertrauen auf den Neubeginn einer anderen Welt durch Jesus Christus nicht ausreden. Das kann sogar bis hin zur Konsequenz von zivilem Ungehorsam gehen.
Gleichwertigkeit von Mann und Frau, gleiches Recht für alle Menschen - gleich, welcher Rasse oder welchem Volk sie angehören: Das stellt alles auf den Kopf, was bisher gängige Praxis war - und das in einem Schriftstück aus dem ersten Jahrhundert. Der Galaterbrief hat seine Aktualität bis heute nicht eingebüßt. Aber leider gilt auch: Unser Denken hinkt immer noch hinterher. Noch immer gibt es Schubladen, in die Menschen gesteckt werden. Bis heute mit Begründungen, die so gar nicht mit der Freiheit und Gleichwertigkeit der Kinder Gottes zu vereinbaren sind. Manche Schubladen sind tödlich – wie gerade unsere deutsche Geschichte auf grausame Weise gezeigt hat.
Klar gibt es Unterschiede: Wer zwei linke Hände hat, sollte besser kein Handwerker werden. Wer nicht rechnen kann, ist wohl als Buchhalter ungeeignet. Eine Frau kann keine Kinder zeugen und ein Mann keine gebären. Alles richtig. Mehr noch - diese Unterschiede und verschiedenen Begabungen sind nötig. Sie bieten kreative Ergänzung. Aber sie dürfen keine Über- oder Unterordnung rechtfertigen. Die Unterschiede sind nicht entscheidend für die Teilhabe am Reich Gottes. Es geht um einen Glauben, der sich verweigert, wenn im Namen Gottes in Wahrheit die Götzen der von Menschen errichteten Machtverhältnisse angebetet werden.